Disneys Ex-Streaming-CEO: "TV hat keine Zukunft"
Spätestens mit dem Start von Netflix diskutiert die Medienbranche über eine zentrale Frage: Was wird aus dem linearen Fernsehen? Dazu gibt es durchaus verschiedene Meinungen, so glauben manche Unternehmen wie Paramount explizit daran, dass man lineares Fernsehen zum Beispiel mit FAST-Channels am Beispiel von Pluto TV ins Streaming-Zeitalter überführen kann.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch Kritiker, welche der Fernsehbranche nur noch eine kurze Überlebensdauer prophezeien. Einer davon ist Kevin Mayer, ehemaliger Streaming-Chef von Disney.
Fernsehen habe nur noch wenige Jahre
Disneys ehemaliger Streaming-Chef Kevin Mayer
Foto: Disney
Mayer sagte beim Wirtschaftssender CNBC, dass Fernsehen gewissermaßen im Sterben liege. Für Unterhaltung gäbe es überhaupt keinen Grund, Programme zu einer von den Sendern festgelegten Zeit zu schauen, zumal die Tendenz zum Streaming sich bereits in wesentlichen Teilen vollzogen habe. Ein Ende des sogenannten "Scripted Programming" auf lineare Kanäle sei die nächste Stufe, dies sieht Mayer in den nächsten zwei bis drei Jahren kommen.
In diesem Zusammenhang brachte der Medienmanager auch ein Beispiel seines eigenen ehemaligen Arbeitgebers Disney. Demnach sei es vorbei, wenn "ESPN den Stecker zieht". In der Branche wird bereits spekuliert, dass Disney sich in den USA von seinen Fernsehnetworks ESPN und ABC trennt, was CEO Bob Iger jedoch dementiert. Viel TV-Geschäft würde in einem solchen Fall ohnehin nicht mehr bleiben, denn der Großteil der konzerneigenen TV-Kanäle ging bereits vom Netz.
Mehr Optimismus bei der Konkurrenz
Eine derart pessimistische Sichtweise zur TV-Zukunft teilt allerdings nicht jeder von Mayers Branchenkollegen. Die ehemalige Warner Bros.-Chefin Ann Sarnoff glaubt zwar ebenfalls, dass die Zahl der Abonnenten linearer Fernsehkanäle abnehmen wird, Pakete mit entsprechenden Sendern würden aber vorläufig noch weiter angeboten. "Eine große Unbekannte in Bezug auf die Entwicklung des Kabelfernsehens wird Sport sein und welche Rolle Streaming-Dienste dabei spielen. Die Zersplitterung der Sportrechte ist gut für die Ligen, aber verwirrend für Verbraucher", so Sarnoff.
In die gleiche Kerbe schlägt auch der ehemalige HBO-Chef Richard Plepler: Es sei zwar klar, dass lineares Fernsehen nicht die Zukunft ist, aber Cashflow bleibe letztendlich Cashflow. Deshalb werde TV in der einen oder anderen Form weiter existieren. Im Fall von HBO ist diese Aussage aber nicht ganz überraschend, denn neben dem Streaming-Dienst HBO Max ist es in den USA das führende Network für Premium-TV.
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