teltarif hilft: Wechsel in teureren Drillisch-Tarif - für 100 Euro?
Tarifwechsel bei DeutschlandSIM mit Hindernissen
Bild: DeutschlandSIM/Drillisch
Das Geschäftsmodell von Mobilfunk-Discountern und Billig-Airlines wird in der Fachsprache manchmal als "no frills" bezeichnet, was übersetzt "ohne Schnickschnack" heißt: Der Kunde bekommt eine vorher festgelegte Leistung (meist über das Internet gebucht) zu einem günstigen Preis. Aber wehe, wenn er Sonderwünsche hat - dann drohen mitunter saftige Zusatzgebühren.
Eine derartige Zusatzgebühr, die im Laufe der Unternehmensgeschichte von Drillisch immer wieder einmal auftauchte, ist die "Vorfälligkeitsgebühr": Sie wird verlangt, wenn der Kunde vor dem Ende der Mindestvertragslaufzeit aus seinem Mobilfunkvertrag aussteigen und in einen anderen Tarif wechseln möchte. Beim Wechsel in einen Tarif mit günstigerer Grundgebühr kann man das wirtschaftlich rechtfertigen - aber bei einem Wechsel in einen Tarif mit höherer Grundgebühr?
Eingeführt wurde die Vorfälligkeitsgebühr im März 2016. Damals konnten im Monat der Tarifumstellung theoretisch sogar dreifache Kosten auf der Drillisch-Rechnung anfallen: Die Vorfälligkeit als Summe der bis zum regulären Vertragsende anfallenden alten Grundgebühren, die erste neue Grundgebühr und dazu noch eine einmalige Umstellungsgebühr. Kurz darauf ruderte Drillisch etwas zurück, führte aber das grundsätzliche Prozedere mit der Vorfälligkeit so nach und nach bei allen Mobilfunk-Marken ein.
Tarifwechsel bei DeutschlandSIM mit Hindernissen
Bild: DeutschlandSIM/Drillisch
Kunde sollte fast 100 Euro Vorfälligkeit bezahlen
Kürzlich wandte sich ein Drillisch-Kunde an unsere Redaktion. Er nutzte den DeutschlandSIM All-In 100 mit einer Grundgebühr von 4,95 Euro, der im Herbst 2012 vertrieben wurde und damals 100 Freiminuten, 100 Frei-SMS sowie 500 MB im Telefónica-Netz beinhalte. Die Mindestvertragslaufzeit war im Herbst 2014 abgelaufen und seither hatte sich der Vertrag immer stillschweigend um weitere 12 Monate verlängert. Ohne den Tarif zu wechseln oder die Grundgebühr zu erhöhen hatte Drillisch dem Kunden das Datenvolumen im Jahr 2017 auf 1 GB erhöht.
Doch auch das war dem Kunden mittlerweile zu wenig. Als er im Februar dieses Jahres in seinem Kundencenter einen Tarifwechsel auf den DeutschlandSIM LTE 2000 National durchführen wollte, der momentan 3 GB Datenvolumen beinhaltet, staunte er nicht schlecht: Zusätzlich zur zukünftig doppelten Grundgebühr von 9,99 Euro sollte er für den Wechsel einen einmaligen Bereitstellungspreis von 14,99 Euro sowie eine Vorfälligkeitsgebühr von saftigen 98,59 Euro bezahlen.
Hier wurde schnell klar, dass diese Vorfälligkeitsgebühr mit ihrer ursprünglichen Aufgabe (Abgeltung der restlichen Grundgebühren bis Laufzeitende) nichts mehr zu tun hatte: Selbst wenn man ungünstigerweise Februar und November als volle Monate mitrechnen würde, sollte die Abgeltungs-Gebühr für die restlichen 10 Monate der Laufzeit maximal 49,50 Euro betragen - was bei einem Wechsel in einen Tarif mit doppelt so hoher Grundgebühr aber ebenfalls kaum zu rechtfertigen ist.
Das Tarifwechselangebot im Kundencenter des Kunden
Bild: teltarif.de / Leserzuschrift
Drillisch beharrt zunächst auf Vorfälligkeitsgebühr
Die Großmutter des möglicherweise noch jugendlichen Drillisch-Kunden schilderte unserer Redaktion den Fall und sandte zum Beweis einen Screenshot vom Kundencenter mit. "Meine Frage ist, ob dies auch bei anderen Anbietern gängige Praxis ist; wozu muss man eine Vorfälligkeit in Höhe von fast 100 Euro bezahlen? Den Bereitstellungspreis kann man ja noch akzeptieren, aber ich finde das unverschämt", kommentierte sie den Vorgang und bat um Hilfe.
Wir konfrontierten Drillisch mit der Sache und nannten den momentanen Tarif, den gewünschten neuen Tarif und wiesen auf die überzogene Gebühr hin. In einer ersten allgemeinen Antwort schrieb Drillisch: "In der Regel wird keine Vorfälligkeitsgebühr bei einem sogenannten Upgrade erhoben. Sollte die Kundin allerdings aus einem bestehenden 24-Monatsvertrag beispielsweise in einen monatlich kündbaren Tarif wechseln wollen ist die Sachlage anders einzuschätzen." In der Tat hätte der neue Tarif eine monatliche Kündigungsfrist gehabt, die 24-monatige Mindestvertragslaufzeit des alten Tarifs war aber bereits seit mehreren Jahren abgelaufen.
Lösung: Kunde darf in einen simply-Tarif wechseln
teltarif.de wies darauf hin, dass der Kunde ja auch einfach kündigen und zu einem anderen Anbieter gehen könne. Schließlich erklärte sich Drillisch aber zu einem Kompromissangebot bereit: "Aktuell bieten wir bei DeutschlandSIM nur Verträge an, die monatlich kündbar sind. Da der Kunde einen Laufzeit-Tarif hat, ist ein Wechsel in einen monatlich kündbaren Tarif nur in Verbindung mit Vorfälligkeitskosten möglich. Alternativ können wir dem Kunden jedoch einen kostenfreien Markenwechsel - ohne Vorfälligkeitskosten, aber mit einer neuen Mindestlaufzeit von 24 Monaten - anbieten. Zum Beispiel simply LTE 3000 mit 24 Monaten Laufzeit [für] 7,99 Euro pro Monat".
Unter der Bedingung, dass bei diesem Marken- und Tarifwechsel auch eine Rufnummernportierung ohne Aufpreis durchgeführt wird, erklärte sich die Großmutter des Kunden einverstanden. Für drei Euro monatlich mehr hat der Kunde nun eine unlimitierte Allnet- und SMS-Flat sowie 3 GB Datenvolumen. Und die komplette Inklusivleistung ist auch im EU-Roaming nutzbar, was beim nationalen DeutschlandSIM-Tarif ohne Roaming nicht der Fall gewesen wäre.
Der einzige "Preis", den der Kunde für die Umstellung nun bezahlt, ist, dass die 24-monatige Mindestvertragslaufzeit erneut beginnt. "Vielen Dank für Ihren Einsatz. [Der Enkel] bedankt sich ebenfalls. Mit dem Anruf von Drillisch hat alles geklappt, der neue Vertrag soll ab 14.3. aktiv werden. Wir hätten das alleine bestimmt nicht geschafft. Ich freue mich, dass es Euch gibt", bedankte sich die Großmutter bei unserer Redaktion.
Die Frage ist allerdings, warum ein derartiges Angebot zum Wechsel der Marke bei Drillisch nur über die Vermittlung von teltarif.de gemacht wird und nicht grundsätzlich immer. Drillisch hat ja schließlich zahlreiche Marken mit sehr vielen Tarifen im Angebot, die entgegen dem ersten Anschein nicht immer zu 100 Prozent identisch sind. Ein toller Service von Drillisch wäre, wenn über das Kundencenter der sofortige Marken- und Tarifwechsel in einen höherwertigen Tarif inklusive Rufnummernportierung ohne Gebühren möglich wäre.
Die manchmal recht häufigen und etwas unübersichtlichen Preisänderungen bei den Drillisch-Marken finden Sie auf unserer Übersichtsseite zu den Drillisch-Tarifänderungen.