Xavier Niel übernimmt ukrainische Lifecell
Der Name Xavier Niel wird vielen Lesern weniger geläufig sein. Er starte seine Karriere mit der französischen Variante des in Deutschland wenig erfolgreichen BTX (Vorläufer des Internet über einfache Klötzchengrafik mit 1200 Bit/s down und 75 Bit/s up). Da in Frankreich die Minitel-Terminals von der damaligen "Post" "verschenkt" wurden, war der Dienst sehr schnell populär. Niel startete dort seine Karriere über das Angebot "Minitel Rosé" mit "Unterhaltung für Erwachsene".
Der französische Selfmade Milliardär Xavier Niel besitzt Telekommunikationsgesellschaften in ganz Europa
Foto: Picture Alliance / dpa
Später gründete er den Internet-Zugangsdiscounter Free der heute auch in Frankreich Mobilfunk zu Tiefstpreisen anbietet. Niel gehört die Iliad Grupppe, betreibt Monaco Telecom im Fürstentum Monaco, die auch im Kosovo mobilfunkmäßig aktiv sind und vor einiger Zeit Vodafone Malta (heute "Epic") übernommen haben. Niel gehört ferner der Schweizer Mobilfunk- und Festnetzanbieter Salt (früher orange.ch) und er möchte sich an Vodafone in Italien beteiligen.
Kauf von Lifecell Ukraine bereits im Dezember 2023 angekündigt
Niel ist längst Milliardär und hat angekündigt, über seine Investmentgesellschaft NJJ Capital, etwa 500 Millionen Euro für den dritten kleineren ukrainischen Anbieter Lifecell zu zahlen. Der gehörte bislang der Turkcell Iletisim Hizmetleri AS.
Turkcell/Lifecell war auch auf dem deutschen Markt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom aktiv, stieg dann aber wegen Erfolglosigkeit aus, die Plattform wanderte zu Kaufland Mobil.
Vielseitig engagiert
Niel ist neben Frankreich, Monaco und der Schweiz auch in Polen unter dem Namen "Iliad" aktiv, wo er UPC Polen (Marke "Play") gekauft hat. Es ist also zu erwarten, dass es eine Menge Roaming-Betrieb zwischen dem polnischen Iliad-Netz und der ukrainischen Neuerwerbung Lifecell geben wird.
500 Millionen - ein Schnäppchen?
Für den Meister der günstigen Tarife macht der Kauf "Sinn", denn es sei ein Vermögenswert, "für den wir im Vergleich zu seinen Gewinnen nicht viel bezahlen", wird der Unternehmer laut dem Nachrichtendienst Bloomberg zitiert. Was der Spaß genau kosten wird, ist wohl erst nach Abschluss des Deals klar, dürfte aber bei umgerechnet etwas über 500 Millionen Euro Dollar liegen, wird ein NJJ-Sprecher zitiert.
Was ist im Paket?
Der Deal sieht vor, dass die Firma NJJ Capital die Kontrolle über die Firmen Lifecell, Global Bilgi und Ukrtower übernimmt. Niel erklärte, dass die Transaktion noch von den beteiligten Aufsichtsbehörden geprüft werden müsse, einschließlich einer Zustimmung durch die ukrainischen Wettbewerbsbehörden.
Die Firma Global Bilgi betreibt Callcenter, der Firma Ukrtower gehören die Sendetürme in der Ukraine.
Unterstellt man, dass viele Menschen in der Ukraine mehrere Sprachen sprechen, kann das erworbene Callcenter für Niel möglicherweise auch zur Auslagerung von Callcentern aus anderen (teureren) Ländern interessant werden.
Seit Kriegsbeginn gilt in der Ukraine ein nationales Roaming zwischen allen drei Anbietern, da aufgrund der permanenten russischen Angriffe immer wieder mit Störungen oder Ausfällen gerechnet werden muss.
Auf die Liste der EU-Länder, in denen bereits "Roam-like-Home" gilt, soll(te) auch die Ukraine aufgenommen werden.