Alles auf Streaming: Umbruch bei Warner Bros. Discovery
Susanne Aigner gilt als eine der profiliertesten Medienmanagerinnen Deutschlands. Seit Jahren steuert sie aus München die Geschäfte des US-Medienkonzerns Discovery Communications, welcher kürzlich durch den Zusammenschluss mit WarnerMedia zum Entertainment-Giganten Warner Bros. Discovery verschmolz. Da lässt schon aufhorchen, dass ausgerechnet Topmanagerin Aigner nun in der deutschen Warner-Dependance von Bord geht.
Der ehemalige RTL-Chef Gerhard Zeiler verantwortet die internationale Warner-Strategie
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Gleichwohl kündigten sich auch in der US-Zentrale auf Führungsebene eine ganze Reihe prominenter Abgänge an. Die Umstrukturierungen sind natürlich kein Zufall, sondern stehen für eine grundlegende Neuausrichtung bei Warner Bros. Discovery, mit der CEO David Zaslav das Unternehmen fit für den eigentlichen Kampf mit Disney, Netflix & Co. machen will. Im globalen Markt insgesamt sowie in Deutschland haben künftig Gerhard Zeiler und Hannes Heyelmann das Sagen. Im Kern geht es strategisch dabei um die Frage: Wer gibt im harten Wettbewerb der Mediengiganten nicht nur in den USA, sondern global den Ton an?
Alles auf Streaming
Ein zentraler Geschäftsbereich sowohl bei Warner als auch Discovery war in der Vergangenheit das klassische, lineare Fernsehen. Bei Discovery spielte dieses Segment wahrscheinlich sogar noch eine weitaus größere Rolle, als bei WarnerMedia. Dort positionierte man sich schon frühzeitig mit HBO Max im Wettbewerb. In Deutschland bemühte sich Discovery in den vergangenen Jahren vor allem um Marktanteile im Free TV. Mit DMAX, Eurosport, HGTV, TLC und nicht zuletzt auch Tele 5 wuchst das Portfolio ansehnlich.
Doch Warner Bros. Discovery-Chef Zaslav hat in den vergangenen Wochen und Monaten schon unmissverständlich deutlich gemacht, wohin die Reise für den Medienkonzern führt. Vor allem ging es bei den ersten größeren Maßnahmen CNN sowie dem Warner-Fernsehnetzwerk TNT an den Kragen. Zaslav stellte außerdem klar, dass man alle Kompetenzen von Warner Bros. Discovery zentral in einem Streaming-Dienst bündeln will.
Was bringt die Zukunft?
Was bisherige Entwicklungen für die Zukunft bedeuten, kann man sich leicht ausmalen. Das neue Unternehmen wird sich kaum noch ein kostspieliges globales Netzwerk aus unzähligen linearen TV-Kanälen leisten (wollen). Höchstwahrscheinlich geht es in die gleiche Richtung wie in Burbank nach dem Start von Disney+: Auf mittlere Sicht dürften wohl bei einem Großteil aller TV-Stationen die Lichter ausgehen.
Ein Vorgeschmack auf diese Entwicklung zeigte sich bereits bei CW, dem US-Joint-Venture mit Paramount. Das Network schreibt bekanntermaßen seit langer Zeit rote Zahlen und so manche Show wurde gecancelt. Aufkommende Spekulationen über einen Verkauf verbesserten die Lage auch nicht unbedingt. Interessanter ist aber, was nun wirklich in Europa passiert.
Fernsehen als Schaufenster
Deutschland ist noch immer ein wichtiger Free-TV-Markt mit signifikanter Relevanz für die Werbebranche. Auch das neue Warner Bros. Discovery-Management weiß das und wird es im gemeinsamen Konzept evaluieren. Auf der anderen Seite kann man in Deutschland wohl kaum eine Strategie fahren, welche sich von den Plänen in der US-Zentrale unterscheidet. Und die lauten unisono: Streaming first.
Es läuft darauf hinaus, dass bisherige Inhalte von Discovery spätestens 2025 nach Auslaufen der Lizenzverträge mit Sky auch hierzulande im Katalog von HBO Max landen. Alles andere wäre zumindest eine gewaltige Überraschung. Sollte HBO Max sogar mittelfristig mit einem werbefinanzierten AVoD-Modell auf den Markt kommen, wären lineare Fernsehsender wie TLC oder DMAX ohnehin mehr oder weniger obsolet.